Therapie der trockenen AMD

Altersabhängige Makuladegeneration vorbeugen

Therapie der trockenen

Gibt es eine Therapie der trockenen AMD?

Mit freundlicher Genehmigung von Frau Dr. Bettina von Livonius

Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist in den Industrienationen eine der häufigsten Ursachen für eine schwere Sehbehinderung über 60 Jahren. Bei der AMD kommt es zu krankhaften Veränderungen in der Stelle des schärfsten Sehens, die im fortgeschrittenen Stadium das Lesen oder das Erkennen von Gesichtern unmöglich machen.

Die zwei Formen der AMD

Es existieren zwei Formen der AMD: die trockene AMD und die feuchte AMD. An der trockenen Form der AMD erkranken 80% der Patienten, wohingegen nur 20% an der feuchten Form der AMD erkranken. Alles was man zu Behandlungsmöglichkeiten bei AMD in der Presse oder in Fachzeitschriften hört oder liest, wie die neuesten Erkenntnisse zur Eingabe von Medikamenten ins Augeninnere oder zu Laserbehandlungen, betreffen nur Patienten, die an der feuchten Form der AMD erkrankt sind.
Für Patienten, die an der trockenen Form der AMD erkrankt sind, ist derzeit keine effektive Therapiemaßnahme bekannt.

Es gibt lediglich Empfehlungen, die vor dem weiteren Fortschreiten einer trockenen AMD schützen sollen. Hierzu zählt das Rauchen aufzuhören, ein guter Sonnenschutz in Form von Sonnenbrillen und die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (Vitamin-präparaten).
Ist jedoch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln für Patienten mit AMD wirklich sinnvoll oder handelt es sich hierbei nur um einen aktuellen Trend, der zur Empfehlung von Nahrungsergänzungsmitteln führt? Welcher Zusammenhang besteht zwischen der trockenen AMD und der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln?

Veränderungen in der Makula

Im Auge gibt es für die Nervenzellen eine besondere Versorgungsschicht, die aus so genannten RPE-Zellen besteht. Sie haben die Aufgabe, verbrauchtes Material, das beim Sehvorgang entsteht, aufzunehmen, zu verarbeiten und letztendlich zu entsorgen.
Nun ist die Makula, die Stelle des schärfsten Sehens, ein ganz besonderer Ort im Auge – schließlich ermöglicht uns dieses winzige Areal das Lesen und das genaue Erkennen von Gegenständen oder Gesichtern. Hier sind die RPE-Zellen aufgrund dieser enormen Leistungsfähigkeit besonders viel „Stress“ ausgesetzt. In diesem Bereich des Auges findet die intensivste Lichteinstrahlung statt – und das ein ganzes Leben lang. Dies führt zu Licht-Schäden an den RPE-Zellen, so dass ihre Anzahl im Laufe des Lebens deutlich abnimmt. Außerdem bilden sich in der Makula aufgrund des sehr hohen Stoffwechsels die meisten freien Radikale und es entstehen Stoffwechselprodukte, die zu einer Schädigung der RPE-Zellen führen. Hierdurch entstehen in der Makula Ablagerungen, die auch Drusen genannt werden.
Doch welche Schutzmechanismen bestehen für die Makula vor diesen Angriffen und Schäden?
Vor den Schäden durch Lichteinstrahlung helfen Lichtfilter. Hierzu zählen die Sonnenbrille, die körpereigene Augenlinse, aber auch das Makulapigment, auf das später noch eingegangen wird. Vor freien Radikalen und schädigenden Stoffwechselprodukten schützen Antioxidantien, die zum Teil im Körper schon vorhanden sind, aber auch mittels Ernährung zugeführt werden müssen.
Die Einnahme von Antioxidantien in Form von Nahrungsergänzungsmitteln als Schutz vor der AMD war Grundüberlegung für die ARED-Studie (Age-Related Eye Disease Study), die Ende der 90er Jahre in den USA durchgeführt wurde. In dieser Studie untersuchte man die Wirkung von sehr hoch konzentrierten antioxidativen Vitaminen (500 mg Vitamin C, 400 I. E. Vitamin E, 15 mg ß-Karotin/Tag) und Zink (80mg/Tag) auf das Fortschreiten der AMD. Von dieser Vitamin- und Mineralstoffzusammensetzung profitierten AMD-Patienten mit einer guten Sehschärfe (zumindest an einem Auge) und einer bestimmten Anzahl und Größe von Ablagerungen (Drusen) in der Makula.
Bei Patienten ohne AMD oder mit nur einzelnen harten Drusen zeigte die Einnahme dieser Vitamine und Mineralstoffe hingegen keinen positiven Effekt.

Carotinoide, Lutein, Zeaxanthin und das Makulapigment

Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Studien zu dem Thema Nahrungsergänzungsmittel und AMD durchgeführt. Dabei tauchten in letzter Zeit neben der ARED-Studie immer wieder die Begriffe Carotinoide, Lutein, Zeaxanthin oder Makulapigment auf.
Was hat es mit diesen Begriffen auf sich? Lutein und Zeaxanthin gehören zu der Gruppe der Carotinoide. Sie bilden das Makulapigment. Das Makulapigment hat in der Stelle des schärfsten Sehens die Funktion eines Lichtfilters, der blauwelliges Licht wie eine „eingebaute Sonnenbrille“ abfängt. Außerdem schützt es durch seine antioxidative Wirkung die Nervenzellen der Makula vor Schädigungen, z.B. durch freie Radikale.
Mehrere Studien konnten zeigen, dass ein dichteres Makulapigment mit einem geringeren Auftreten einer AMD verbunden ist. Lutein und Zeaxanthin können nicht vom Körper selbst gebildet werden und müssen daher mit der Nahrung aufgenommen werden.

Anpassung der Vitamin- und Mineralstoffzusammensetzung für AMD-Patienten nach neuesten Erkenntnissen

Da im Alltag weniger Lutein und Zeaxanthin aufgenommen werden, als es notwendig wäre, sollte Lutein und Zeaxanthin in einem für AMD-Patienten empfohlenen Nahrungsergänzungsmittel zusätzlich enthalten sein. Wie hoch die Dosierung von Lutein sein sollte, müssen erst noch weitere Studien klären. Bisherige Erkenntnisse führen zur Empfehlung, dass Lutein in einer Dosis von 12 mg/Tag eingenommen werden sollte. Während weiterer Studien stellte man fest, dass hohe Dosierungen von ß-Carotin (ab 20-30mg/Tag) bei Rauchern und Ex-Rauchern zu einem erhöhten Risiko der Entstehung von Lungenkrebs führten.
In der Folgezeit wurden die Empfehlungen von Vitamin- und Mineralstoffpräparaten für Patienten mit AMD den neuesten Erkenntnissen angepasst. Die Nahrungsergänzungs-mittel sollten zusätzlich zu Vitamin C und Vitamin E jetzt auch noch Lutein und Zeaxanthin enthalten. Raucher bzw. Ex-Raucher sollten darauf achten, dass ihr Nahrungsergänzungsmittel wenig oder am besten kein ß-Carotin enthält.

Achtung: Was vor dem Kauf eines Nahrungsergänzungsmittels beachtet werden sollte

Bevor einem Patienten mit AMD die Einnahme von einem Nahrungsergänzungsmittel empfohlen wird, sollte Folgendes beachtet werden:

  1. Genaue Bestimmung der AMD-Form nach den Kriterien der ARED-Studie.
  2. Raucheranamnese, damit eventuell ein Mittel ohne ß-Carotin ausgewählt wird.
  3. Analyse der bisherigen Ernährungsgewohnheiten, da die gesunde Ernährung die eine oder andere Vitamintablette überflüssig macht.
  4. Berücksichtigung der bisherigen Einnahme von Vitamin- und Mineralstoff-präparaten, um Überdosierungen zu vermeiden.
  5. Angabe zusätzlicher Erkrankungen, um Überdosierungen und Wechselwirkungen zu vermeiden.
  6. Beachten bestehender Medikamenteneinnahmen, um Wechselwirkungen zu vermeiden

Tipp: Patienten mit AMD sollten diese Punkte mit ihrem Arzt oder Apotheker zur optimalen Auswahl des für sie am besten geeigneten Nahrungsergänzungsmittels besprechen.
Nicht vergessen! Eine gesunde und vitaminreiche Ernährung kann die Einnahme von Vitamin- und Mineralstoffpräparaten verringern oder sogar ersetzen!

Carotinoid-Konzentrationen

In den folgenden frisch gekochten und gesalzenen Lebensmitteln befinden sich die angegebenen Mengen an Lutein [mg/100g] und Zeaxanthin [mg/100g]:

  • Grünkohl 15,6 | 0,17
  • Kohlrabi 8,1 | 0,27
  • Weißkohl 7,8 | 0,27
  • Spinat 7,0 | –
  • Kopfsalat 2,6 | –
  • Broccoli 2,2 | –
  • Mais 1,3 | 0,46
  • Kaki – | 0,48
  • Eigelb – | 0,02
  • Karotten 0,4 | –

(aus „Carotenoid Content of U.S. Foods: An Update of the Database“, Holden JM; 1999)

Aufgepasst bei der Zubereitung von Gemüse!

Frisches, gekochtes Gemüse enthält deutlich mehr Lutein als Gemüse, das vorher eingefroren war und dann gekocht wurde. Für Patienten mit AMD sollte daher gelten, möglichst viel frisches Obst und Gemüse zu essen und von Tiefkühlprodukten eher Abstand zu nehmen.
Beispiel – Lutein-Gehalt von Broccoli in verschiedenen Zubereitungsformen:

  • roh 2,5mg/100g
  • frisch und gekocht 2,2mg/100g
  • tiefgefroren und gekocht 0,8 mg/100g

Zurück zur Anfangsfrage: Gibt es eine Therapie für Patienten mit trockener AMD?
Eine direkte Therapie gegen die trockene Form der AMD gibt es noch nicht, aber es gibt Empfehlungen, die vor dem Fortschreiten der AMD schützen können:

  • gesunde, vitaminreiche Ernährung
  • Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, die den oben beschriebenen Kriterien entsprechen sollten
  • Rauchen aufzuhören
  • Guter Sonnenschutz (am besten schon von Jugend an – als Tipp für Ihre Enkelkinder!)

 

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